TRYCHLE-HERSTELLUNG

Trychlen und Glocken (im Volksmund "Chlopfä" genannt) sind für die Land- und Alpwirtschaft unverzichtbar, um Vieh (auch Ziegen und Schafe) zu identifizieren und zu orten, was vorallem bei Nebel sehr hilfreich ist.

 

Bereits 3500-jährige ägyptische Darstellungen zeigen Kühe mit Glocken. Die alpwirtschaftliche Tätigkeit im Muotatal ist annähernd ebenso alt und hat nachweislich eine 3000-jährige Tradition. Knochenfunde von Schafen und Ziegen aus Höhlen des Muotatals legen nahe, dass die Urweiden oberhalb der Waldgrenze schon in der Bronzezeit aufgesucht wurden. Muotathal weist als landwirtschaftlich geprägtes Dorf eine vielseitige, kulturelle Vergangenheit auf. Dazu gehört neben verschiedenen holzhandwerklichen Betrieben auch die Herstellung von Trychlen  und Glocken (Fahrtreicheln). Diese sind allgemein zu einem Zeichen für die Verbundenheit von Tradition geworden. Ihr Einsatz in der Folklore, im Schwingen und Schiessen oder beim Neujahrs- und Dreikönigstrychlen etc ist offensichtlich.

 

Der einheimische Martin Imhof gehört zu den Wenigen im Tal, die Trychlen herstellen. Dazu braucht es neben viel Erfahrung auch ein fundiertes Wissen und handwerkliches Geschick. Seit 27 Jahren betreibt er dieses Hobby, ursprünglich in den Räumlichkeiten zu Hause im Stalden und seit sechs Jahren ist er in einer Halle eingemietet. Seit seiner Pensionierung ist er täglich - jeweils vormittags - dort anzutreffen. "Nur während der Jagdsaison bin ich nicht anwesend, da hat die Jagd Priorität", meint er schmunzelnd. Wichtig sei der Kontakt und Austausch mit anderen Herstellern im Tal und vor allem auch mit Auswärtigen, ist Imhof überzeugt. So stammt seine Kundschaft nicht nur aus allen Regionen der Schweiz sondern auch aus Italien, Amerika, Holland, Spanien usw.

 

 

Imhof stellt ausschliesslich ein Typ Trychle (im Volksmund "Bissä" genännt) her, diesen aber in neun verschiedenen Grössen - wobei die Dicke des Blechs mit zunehmender Grösser der Trychle jeweils um einen halben Milimeter zunimmt. So wiegt die grösste Trychle rasch einmal 9 Kg.

 

Er stellt pro Jahr etwa 100 Trychlen her, manchmal auch ein paar mehr. Er habe genug Anfragen und Bestellungen und könne deswegen kaum auf Vorrat produzieren. So kann es schon mal vorkommen, dass scih ein Kunde ein Jahr auf seine Trychle gedulden muss. Zu seinen Kunden gehören nicht nur Älpler und Landwirte sondern auch Liebhaber und Sammler von Trychlen.

 

 

Martin Imhof stellt am diesjährigen Chäsmärcht das Handwerk des "Trychlämachers" vor. Die Entstehung einer Trychle kann vor Ort Schritt für Schritt verfolgt werden. Er sei übrigens jederzeit für ein Gespräch bereit und gäbe gerne Auskunft über sein interessantes Hobby - auch mit der Hoffnung, dass dabei nicht nur das Handwerk, sondern auch das Interesse der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann.

Trychle-ausstellung

Auch die Sammler von Trychler werden sich Mühe geben und am hürigen Chäsmärcht einen Teil ihrer seltenen und aussergewöhnlichen Stücke den interessierten Besucherinnen und Besuchern präsentieren. Im Tal gibt es nur wenige Sammler, die alle möglichen Trychlen und Glocken aus der Schweiz und dem nahen Ausland besitzen. In einer solchen Sammlung können schon einmal zwischen 70 und 300 Trychlen hangen. Darunter sind absolute Raritäten zu bestaunen, beispielsweise auch über 100-jährige Trychlen . Liebhaber geben für exklusive Exemplare gerne einmal mehrere tausend Franken aus. Leider kommt es deswegen immer wieder vor, dass Trychlen aus Ställen gestohlen oder sogar auf der Weide den Kühen abgenommen werden.

Text Walter Imhof


IG Alpchäsmärcht Muotathal

c/o Präsident Christian Föhn

Neuhundenen

6436 Muotathal

 

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